Therapeutische Pflege mit rehabilitativen Anteilen

In die Evangelische Altenhilfe Mülheim kommen Menschen, die durch ein aktuelles Ereignis (wie z.B. einen Unfall), eine akute oder chronische Erkrankung soweit eingeschränkt sind, dass sie nicht mehr in ihrem bisherigen Umfeld leben können.
Ziele der therapeutischen Pflege mit rehabilitativen Elementen sind die Verbesserung der gesundheitlichen Situation,  Steigerung des Wohlbefindens und größtmögliche Selbstbestimmung des pflegebedürftigen Menschen. Was können wir tun, um im Rahmen der Möglichkeiten die gesundheitliche Lage zu verbessern oder – je nach Schwere der Erkrankung - mindestens zu stabilisieren? Wie können verloren gegangene Fähigkeiten kompensiert oder wiedererlangt werden? Wo kann gezieltes Training ansetzen, um Selbstständigkeit und Lebensqualität zu fördern?

Projekt SGB-Reha: Pflegekonzept wird in 12 weiteren Einrichtungen evaluiert

Das Pflegekonzept der Ev. Altenhilfe wird von 2022-2025 bundesweit in 12 anderen Einrichtungen zur Anwendung kommen. Unter Führung der AOK Rheinland/Hamburg hat ein Projektteam beim Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses einen Förderantrag gestellt, der Anfang 2022 positiv beschieden wurde. Hier die Pressemitteilung der AOK Rheinland/Hamburg

Mehr zu unserem Pflegemodell und dem Projekt mit der AOK finden Sie in verschiedenen Beiträgen in den Medien, die Sie in unserem Youtube-Kanal finden. Darin  erläutert Herr Dierbach, unser langjähriger geschäftsführender Pflegedienstleiter, was das Pflegemodell ausmacht und wie es den Menschen wirklich in den Mittelpunkt stellt.

Herr Dierbach hat in den letzten Jahrzehnten gemeinsam mit dem Team die therapeutische Pflege mit rehabilitativen Anteilen entwickelt. Dass dieses Modell nun bundesweit Anerkennung findet und die AOK auf eine Evaluierung und breitere Streuung des Pflegeansatzes Wert legt, ist für die Arbeit der Ev. Altenhilfe Mülheim eine außerordentliche Bestätigung ihrer Arbeit.

Höhere Lebensqualität, mehr Selbstständigkeit

Nach Akuterkrankungen (z.B. Schlaganfall, Herzinfarkt, Sturz, …), Unfall oder längerem Krankenhausaufenthalt unterstützen wir die gesundheitliche Regeneration, um in einigen Fällen die Rückkehr in die eigene Häuslichkeit oder den Umzug in betreutes Wohnen zu ermöglichen. Aber auch in der stationären Dauerpflege möchten wir für den einzelnen Menschen mehr Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und gesteigerte Lebensqualität erreichen.

Elemente unseres Pflegeprozesses:

  • Interdisziplinäre Konsultation: Bei Einzug eines neuen Bewohners bewertet ein interdisziplinäres Team die jeweilige gesundheitliche Situation und mögliche Ressourcen. An dieser Beratung nehmen ein Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, ein Internist, ein Apotheker, ein Physiotherapeut, Fachpflegekräfte und die Pflegedienstleitung teil. Dabei werden Anamnese, bisherige Medikation und erfolgte Therapieansätze beleuchtet. Das geschieht unter der Fragestellung, ob und wie die gesundheitliche Situation nachhaltig stabilisiert oder verbessert werden kann und unter welchen Bedingungen eventuell eine Rückkehr in die eigene Häuslichkeit möglich wird.
  • Individuelles Pflege- und Therapiekonzept: In der Folge wird die Medikamentengabe neu geplant, um mögliche Wechselwirkungen oder Über-Medikationen zu vermeiden. Außerdem entwickelt das Team im Rahmen unseres Ansatzes eine sinnvolle Kombination aus Physiotherapie, Bewegungstherapie, Laufschule, Rollatortraining, Logopädie, Ergotherapie oder Betreuung, ggf. auch in familienähnlichen Kleingruppen.
  • Entscheidend für den Erfolg des therapeutisch-rehabilitativen Ansatzes sind Motivation und Kooperationsbereitschaft des Bewohners. Beim Umzug in eine Pflegeeinrichtung empfinden viele Menschen ihre persönliche Situation als perspektivlos und entmutigend. Hier setzen wir mit unserer gerontopsychiatrisch geschulten Fachpflege an: Die Bezugspflegekräfte bauen eine vertrauensvolle Beziehung auf. Der Bewohner ist dadurch in vielen Fällen offen, bereit und motiviert, kontinuierlich an der Verbesserung seiner Lage mitzuwirken.
  • Parallel zu den gesonderten Therapiemaßnahmen bauen die Pflegekräfte weitere Übungen in den Pflegealltag ein. Sie können genau die Momente abpassen, in denen therapeutische Maßnahmen sinnvoll sind – und der Bewohner aufnahmefähig ist. So erlebt der Einzelne eine wertschätzende Lebenssituation, in der ihm vieles zugetraut wird, er eigene Fähigkeiten neu entdecken kann und Erfolgserlebnisse hat.

 


Messbare Erfolge therapeutischer Pflege in der Ev. Altenhilfe:

  • Erkennbare Zunahme der Lebensqualität und des Wohlbefindens sowie Teilhabe am Alltagsgeschehen in der Einrichtung
  • Hohe Mobilität selbst Schwerkranker (nur wenig bettlägerige Bewohner)
  • Durchschnittlich über 50% Reduktion oder sogar völliges Absetzen der bei Heimaufnahme bestehenden Medikation von Psychopharmaka
  • Erhaltung einer guten Ernährungssituation, Überwindung von Nahrungsverweigerung und Essstörungen auch ohne den Einsatz von Magensonden
  • sehr geringe Anzahl von Dekubiti (Aufliegegeschwüren)
  • Überdurchschnittlich lange Verweildauer im Altenheim: statt ein bis zwei Jahren (Zahlen des Zentralinstituts für seelische Gesundheit, Mannheim) fünf bis sieben Jahre bei einem Altersdurchschnitt von 89 Jahren